Donnerstag, 28. Juli 2011

Chapter 02

Mit aller Kraft versuchte ich seinem Blick standzuhalten und mich nicht davon einschüchtern zu lassen, obwohl meine innere Stimme mich lauthals anschrie und aufforderte, so schnell wie nur möglich meine Beine in die Hand zu nehmen und wegzulaufen. Mein Instinkt sagte mir sofort, die eigentliche Gefahr ging gar nicht von Nigel Hunting aus, der mich auf so widerliche Art und Weise bedroht hatte und jetzt stöhnend, blutend und verletzt am Boden lag, sondern von diesem Fremden, der irgendwie aus dem Nichts gekommen war und sich ungebeten in mein Leben drängte.

Wie sehr er dieses beherrschen würde, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht…

Denn im Moment kam ich mir vor wie ein verängstigtes Reh, das sich bei Nacht und Nebel mitten auf eine vielbefahrene Straße gewagt hatte und nun vom Scheinwerferlicht eines heranrasenden Autos geblendet wurde. Ich erstarrte zu einem unbeweglichen Nichts, sah die Gefahr, wie sie rasend schnell auf mich zujagte und spürte innerlich bereits den unvermeidlichen Zusammenstoß.

Doch ich liebte das Risiko viel zu sehr, fühlte mich angezogen davon und genoss den unbeschreiblichen Adrenalinrausch, der dabei all meine verschlafenen Lebensgeister aufweckte. Ich ließ zu, dass die Bedrohung mich in Form dieses, wie gemeißelt wirkenden, Gesichts mit den teuflisch dunklen, brennenden Augen überwältigte, sodass ich nicht einmal im Ansatz darüber nachdachte, mich von der Stelle zu bewegen, als der Fremde noch näher trat und seine freie Hand nach mir ausstreckte. 

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